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Einige sehr seltene Prakticas wurden jedoch während der DDR-Zeit nicht in Dresden hergestellt, obwohl sie den Namen Praktica tragen, beispielsweise die Praktica CX 1. Sie wurde nämlich in Japan bei Cosina produziert, ist also somit keine Export-Variante aus Dresden und daher hier nicht enthalten, soll aber trotzdem erwähnt werden, um Verwechslungen oder Rückfragen dazu schon hier zu beantworten. Bei dieser handelt es sich um eine kleine, handliche Sucherkamera, also keine SLR, die auch unter anderen Namen beispielsweise von Foto-Quelle verkauft wurde und auch als noch seltenere Variante CX-2 mit Motorantrieb gebaut wurde. Die CX-1 und CX-2 habe ich nur in Holland gefunden. Beispielsweise aber auch eine SLR von Cosina, die jedoch nichts gemeinsam hat mit einer Dresdner Praktica-SLR, denn sie hat ein schwarzes Schild mit blauer Schrift und EXA-Bajonett-Anschluß. Ob die Fa. Cosina hier Namenspiraterie im wahrsten Sinne des Wortes „prakti“-zierte oder doch kurzzeitig die Namensrechte nutzen durfte, auch das bleibt heute im Dunkeln.
Auch die Pentaflex SL ist keine Export- oder Länder bezogene Variante, sondern sozusagen die einfache Variante der Praktica nova, die in Dresden produziert wurde und auch für den DDR-Käuferkreis verfügbar war. Dafür ist aber die aus England bisher nur 1x aufgetauchte pentacon SR. 35 die Exportausgabe der Pentaflex SL
Bei der Praktica MX ist es dagegen nicht so, wie G. Kadlubek in seinem Katalog erwähnt, dass dies eine USA-Variante war. Dazu der Kommentar und die bisherigen Erkenntnisse eines hier beteiligten Sammlers:
"Eine andere Variante – die im „Hummel“ nicht erwähnt ist – ist die werksseitig gravierte „Praktica MX“ (statt Praktica FX). Im letzten Kadlubek-Katalog wird die MX als Exportmodell für USA bezeichnet, das ist nicht richtig!
Die mir bekannten „MX“-en liegen ihrer Fertigungsnummer nach ganz am Anfang der FX-Reihe (Geh.-Nummern um 80.000 herum). Keine dieser Kameras kam aus dem Ausland, auch wurden in den letzten Jahren keine derartigen Kameras über ebay/USA angeboten.”
Als Namensgebung war nämlich ursprünglich „Praktica MX“ vorgesehen und davon wurde auch eine geringe Stückzahl produziert. Um der Weiterentwicklung in der Blitztechnik hin zu kurz brennenden Lampenblitzen (F) gerecht zu werden (M = medium, mittel; F = fast, schnell), wurde dann „MX“ durch das modernere „FX“ ersetzt".
Ich glaube sagen zu können, dass die meisten der Praktica-Fan-Gemeinde, obwohl sie sich direkt nach der Wende 1990 mit Praktica Kameras intensiv beschäftigten, erst heute einen nahezu vollständigen Überblick über alle Länder-Versionen haben. Dies liegt natürlich auch daran, dass in Folge des ebay-globalen Angebotes heute nichts mehr „verborgen“ bleibt. Es ist heute, im Gegensatz zu früher, kein Problem, ohne Reise nach Italien mit etwas Geduld eine Pentacon Italia zu finden. Extrem schwierig wird es allerdings wenn man diese mit dem Schildchen der Vorgängerfirma Ippolito Cattaneo S.p.A haben möchte. Des weiteren gibt es zwar Prakticas von Pentacon Italia, diese haben aber statt des blauen Schildchens, ein blankes Schildchen, also ohne jeden Aufdruck. Die Echtheit dieser Pentacon-Italia- Prakticas erkennt man letztendlich erst, wenn man sie in der Hand hat, die Rückwand öffnet und dann in den Spulenkammern den Garantieaufkleber mit der Adresse von Pentacon Italia sieht. Vielleicht ist also dann doch eine Reise nach Bella Italia die bessere und sichere Lösung?
Analog dazu müsste sich evtl. der Praktica-Sammler aus England auf den Weg nach "Old Germany" begeben, wenn er Wert darauf legt, eine Praktica zu erwerben, die von der Firma Beroflex in der (alten) Bundesrepublik Deutschland verkauft wurde. Auch diese Prakticas sind nicht sofort erkennbar und identisch mit den Serienmodellen, besitzen aber ebenfalls im Patronenraum einen Aufkleber mit der Bezeichnung „Beroflex-Garantie“ und einer Kodierung des Verkaufsbüros und des Vertriebsjahres: (erste Zahl - Verkaufsbüro: 10 = Berlin, 20 = Hamburg, 30 = Bad Kissingen, 40 = Minden, 50 = Köln, 60 = Bergen-Enkheim, 80 = München; zweite Zahl - Vertriebsjahr: 470 = 1974, 570 = 1975, 670 = 1976, 770 = 1977, 780 = 1978, 790 = 1979, 800 = 1980, 810 = 1981, 820 = 1982, 830 = 1983, 840 = 1984, 850 = 1985, 860 = 1986, 870 = 1987, 880 = 1988, 890 = 1989, 900 = 1990).
Ich glaube kaum, dass es eine andere Kamera gegeben hat, die unter solch einer Vielzahl von anderen Namen existierte. Obwohl das meiste dazu heute bekannt ist bleiben trotzdem noch einige Fragen dazu offen. Trotz Globalisierung kann nicht jeder alles wissen und bei dieser Vielfalt erst recht nicht haben, daher haben mir bei der folgenden Übersicht mehrere Sammler zugearbeitet. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle, die hier mit viel Sachkenntnis dazu beigetragen haben und auch für die zur Verfügung gestellten Fotos dieser Kameras. Andere Sammler soll das aber nicht davon abhalten, sich zu melden, wenn es doch noch eine Variante gibt, die fehlt.
Nicht zu allen Varianten können hier Fotos beigefügt werden, das ist natürlich aus Platzgründen nicht möglich. Es ist auch nicht bei allen erforderlich, da wie schon erwähnt, vorzugsweise nur die namentlich nicht direkt identifizierbaren von Interesse sind. Und auch davon sollen die Abbildungen hier nur einen Ausschnitt widerspiegeln. Weitere Fotos können aber auch im Internet eingesehen werden, beispielsweise bei: www.dresdner-kameras.de , www.praktica-collector.de oder www.praktica-b.org oder auch im erwähnten Buch von Richard Hummel „Spiegelreflexkameras aus Dresden“ so wie auch in den Kamerakatalogen von G. Kadlubek. An Hand der Abbildungen vom Original-Modell in Verbindung mit den Hinweisen in den Tabellenspalten „identisch mit Original-Typ“ und „Abweichungen vom Original“ ist die Zuordnung zweifelsfrei möglich.
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