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1. Beschreibung
Die Ihagee Standard-Exakta, auch Vest-Pocket-Exakta oder VP-Exakta genannt, ist eine einäugige Spiegelreflexkamera für 4 x 6,5 cm (127-er) Rollfilm, sie wurde ab 1930 im Ihagee-Kamerawerk in Dresden entwickelt und von 1933 bis 1939 gebaut. Konstruiert von Karl Nüchterlein, ausgerüstet mit horizontal ablaufendem Tuch-Schlitzverschluss, Lichtschacht mit Rahmensucher, Wechseloptiken und später auch Vakublitzanschluss kann diese Kamera als Vorläufer der späteren Kine-Exakta gelten.
Im Jahr 1933 wurde zunächst das Grundmodell mit den Belichtungszeiten 1/25, 1/50, 1/100, 1/200, 1/300, 1/600, 1/1000s, B und Z vorgestellt. Erstmalig wurde der Name Exakta verwendet, hergeleitet wurde dieser durch die Betrachtung des exakten Bildausschnittes im Sucher der Spiegelreflexkamera. Durch den guten Absatz dieser Kamera wurden unterschiedliche Ausstattungsvarianten geplant. So waren ab der 1. Baureihe 1934 drei verschieden ausgestattete Modelle im Angebot:
- Die Exakta A war das Modell ohne Langzeitenwerk mit Belichtungszeiten 1/25, 1/50, 1/100, 1/200, 1/300, 1/600, 1/1000 s, B und Z (ähnlich dem Grundmodell von 1933).
- Mit Langzeitenwerk für die zusätzlichen Zeiten von 1/10 bis 12 s war die Exakta B ausgestattet.
- Das preiswerte Einstiegsmodell mit fest eingebauten Objektiven mit Frontlinseneinstellung, ohne Langzeitenwerk, für die Zeitenreihe: 1/25, 1/50, 1/100, 1/200, 1/300, 1/400, 1/500 s war die Exakta Junior. Zu Beginn der Produktion wurde die Kamera noch als Ihagee Junior bezeichnet.
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2. Die Baureihen
Die Unterschiede der Baureihe 1 von 1934 zum Grundmodell waren neben den genannten unterschiedlichen Ausstattungen ein auf 26 mm Durchmesser vergrößerter Aufzugsknopf und ein verändertes Objektivanschlussgewinde. Die Anschlussmaße werden mit 39,5 mm x 0,5 für das Grundmodell und mit 39,8 mm x 0,75 für die folgenden Baureihen angegeben (Aguila & Rouah: ”Exakta-Collection” 2003). In der Literatur finden sich aber auch Angaben wie M40 für alle Baureihen (Lutton, Thomas Ralph: Luttons List. 1992) oder auch M39 (unbekannter Verfasser: Artikel S. 35).
In der Baureihe 2 im Jahr 1935 wurde der bisherige Aufzugsknopf durch einen Hebel ersetzt, der Objektiventriegelungshebel befand sich jetzt auf der linken Seite (in Aufnahmerichtung) des Objektivs und das rote Rückwandfenster war mit einem Schieber versehen. Die Ihagee-Schutzmarke (Halbmond und Sonne) wurde jetzt bei allen Modellen zusätzlich in das Leder des Lichtschachtdeckels eingeprägt. Erstmals waren die Modelle A und B auch als Nacht-Exakta mit Objektiven höherer Lichtstärke und vergrößertem Objektivanschluss erhältlich. Bei den Nacht-Exakta-Varianten befand sich die Seriennummer auf dem oberen Rand des Lichtschachtdeckels, während die anderen Modelle die Seriennummer auf den Objektivanschlussring eingraviert bekamen.
Relativ schnell folgte noch 1935 die Baureihe 3 mit Buchsen für die Vakublitzeinrichtung und einer Blitzsynchronisation M mit 1/25 s. Als Sonderausstattung waren Modell A und B mit Plattenrückwand lieferbar. Auch vorhandene Kameras konnten im Werk umgerüstet werden. Die so genannte Exakta C ist daher lediglich eine Rückwandoption für die Exakta-Modelle A und B. Durch die Plattenrückwand musste eine verkürzte Objektivfassung eingebaut werden, was bei Nutzung von Rollfilm wiederum die Verwendung eines kameraspezifischen Distanzringes erforderte. Die Ringe trugen jeweils die Seriennummer der Kamera. Der Lichtschachtsucher war für Plattenaufnahmen nicht verwendbar, die Scharfeinstellung erfolgte mit der Rückwandmattscheibe. Nacht-Exakta-Modelle konnten nicht mit der Plattenrückwand ausgerüstet werden.
Ab 1937 wurde die bisherige Frontplatte durch eine oben abgerundete ersetzt. Die Kamera wurde verchromt, auf Kundenwunsch aber auch mit der bisherigen schwarzen Emaillackierung ausgeliefert.
In der ab 1938 folgenden Baureihe 4 wurde die Gewindebuchse über dem Blitzanschluss zur Befestigung der Vakublitzeinrichtung eingeführt. Es bestand weiterhin die Auswahlmöglichkeit zwischen Verchromung oder schwarzer Lackierung des Gehäuses. Die Verkaufszahlen der Kine-Exakta hatten sich seit 1936 gut entwickelt und es konnten damit auch Marktanteile der Standard-Exakta übernommen werden. Im Jahr 1939 wurde die Produktion dann eingestellt.
Die Standard-Exakta-Reihe hat einen Seriennummernbereich von etwa 400.000 bis 600.000
Vom Produktionsbeginn an wurde Wert auf ein gutes Zubehörangebot gelegt. Schrittweise wurden Vorsatzlinsen, Verlängerungstuben für Nahaufnahmen, Lichtschachtverlängerungen mit und ohne Einstelllupe, Mikroskopanschlussstücke, kleine und große Vakublitzeinrichtung, Reprogestell und eine Exakta-Lumimax-Reproeinrichtung eingeführt.
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3. Die Objektive (Auswahl)
Normalobjektive zur Exakta:
Ihagee Exaktar 3,5/7 cm; 3,5/7,5 cm
Meyer Primotar 3,5/7,5 cm
Meyer Makro-Plasmat 2,7/7,5 cm
Zeiss Tessar 3,5/7 cm; 3,5/7,5 cm; 2,8/7,5 cm
Schneider Xenar 3,5/7,5 cm; 2,9/7,5 cm; 2,8/7,5 cm
Steinheil Cassar 3,5/7 cm; 2,9/7,5 cm
Weitwinkel-Objektive:
Meyer Weitwinkel-Doppel-Anastigmat 6,8/5,6 cm
Zeiss Weitwinkel-Tessar 8/5,5 cm
Fernobjektive:
Ihagee-Anastigmat 4,5/10,5 cm
Zeiss Tele-Tessar 6,3/12 cm
Zeiss Tele-Tessar 6,3/18 cm
Zeiss Tele-Tessar 6,3/25 cm
Meyer Tele-Megor 5,5/15 cm
Meyer Tele-Megor 5,5/18 cm
Meyer Tele-Megor 5,5/25 cm
Normalobjektive zur Nacht-Exakta:
Schneider Xenon 2,0/8 cm
Meyer Primoplan 1,9/8 cm
Zeiss Biotar 2,0/8 cm
Weitere Hersteller boten Optiken für die Exakta- und Nacht-Exakta-Modelle an.
Das Auflagemaß, der Abstand zwischen der Auflage des Schraubgewindes und der Filmebene beträgt bei der Standard-Exakta etwa 71,5 mm (Lutton, Thomas Ralph: Luttons List. 1992).
Aus der Preisliste von 1939 stammt folgende Textpassage: ”Spezialobjektive der Standard-Exakta:...Die Preise verstehen sich einschließlich Anpassen im Werk. Für die Anpassung muss die Kamera eingesandt werden. Wir bringen eine genaue Einstellskala für das zweite Objektiv an, legen den Unendlichkeitsanschlag mit dem des normalen optischen Systems zusammen und liefern außerdem noch für die Teleobjektive eine Einlage für den Rahmensucher der Exakta.”
Das heißt, ein einfacher Wechsel, wie später bei der Kine-Exakta, war ohne vorherige Anpassung des Objektivs an die spezielle Kamera nicht möglich. Das Auflagemaß wies also bei jeder Kamera geringfügige Abweichungen auf, die durch die Einstellung des Unendlichanschlages am Objektiv wieder korrigiert werden mussten.
Fest eingebaute Optiken mit Frontlinseneinstellung in der Exakta Junior:
Ihagee Anastigmat 4,5/7,5 cm
Ihagee Anastigmat 3,5/7,5 cm
Boyer Topaz 3,5/7,5 cm
Steinheil Cassar 2,9/7,5 cm
4. Preise der Standard-Exakta-Modelle
Die Preise unterschieden sich nach Modell und Objektivausstattung, bei den Kameras der 3. und 4. Baureihe (Tabelle: Preise 1939) ist der Preis für die verchromte Ausführung angegeben, die schwarze Lackierung war 10 RM günstiger. Die Plattenrückwand ließ sich nicht mit jedem Objektiv kombinieren (z. B. nicht mit Meyer Makro-Plasmat). Für diese Rückwand waren bei Lieferung ab Werk die unten angegebenen Preise gültig, bei nachträglicher Umrüstung mussten 21 RM zzgl. Montage im Werk bezahlt werden. Zum Vergleich sind in der folgenden Tabelle auch die Preise für die Kine-Exakta, Nacht-Kine-Exakta, Exakta 6x6 und Nacht-Exakta 6x6 angegeben.
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Modell
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Preis 1933
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Preis 1934
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Preis 1939
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Exakta A
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120-190 RM
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120-190 RM
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130-240 RM
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Exakta B
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-
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150-220 RM
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160-270 RM
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Nacht-Exakta A
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280-345 RM
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290-355 RM
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Nacht-Exakta B
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310-375 RM
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320-385 RM
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Exakta A,
Platten-Rückwand
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151-211 RM
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Exakta B,
Platten-Rückwand
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181-241 RM
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Exakta Junior
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90-100 RM
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100-110 RM
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Kine-Exakta
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200-270 RM
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Nacht-Kine-Exakta
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320-365 RM
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Exakta 6x6
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225-390 RM
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Nacht-Exakta 6x6
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460-600 RM
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5. Literatur
Für weiterführende Informationen gibt es zahlreiche Literaturquellen:
Aguila, Clement; Rouah, Michel: Exakta Cameras 1933-1978. Hoove Foto Books 1989, ISBN 0-906447-38-0
Aguila, Clement; Rouah, Michel: Exakta Collection 1933-1987. DDP-Image-Editions Saint Amans Soult 2003, ISBN 2-9519891-0-5
Blumtritt, Herbert: Die Geschichte der Dresdner Fotoindustrie. Lindemanns Verlag 2000, ISBN 3-89506-212-X
Cullen, Gary; Rademaker, Klaus: Exakta Obscurities, Seltsames und Seltenes.
Gary Cullen 2001, ISBN 0-9689868-1-1
Hummel, Richard: Spiegelreflexkameras aus Dresden. Edition Reintzsch Leipzig, 1995, ISBN 3-930846-01-2 oder 3-89506-127-1
Kadlubek, G.: Kadlubeks Kamera Katalog. Edition PHOTODeal 2000
Kadlubek, G.; Hillebrand, R.: Kadlubeks Objektiv Katalog. Edition PHOTODeal 2000
Lutton, Thomas Ralph: Luttons List. 1992
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6. Anhang
Die folgenden Tabellen sind der Versuch, die unterschiedlichen Sichtweisen bezüglich der Varianten der Standard-Exakta etwas zu beleuchten und miteinander in Zusammenhang zu bringen.
Die Tabelle 1 stellt eine Klassifizierung aus Herstellersicht nach Richard Hummel (Spiegelreflexkameras aus Dresden, 1995) dar, es wird auf "Übergangsvarianten" im Überschneidungsbereich der einzelnen Baureihen nicht eingegangen. Die Klassifizierung von Aguila & Rouah (Exakta Collection, 2003) (Tabelle 2) berücksichtigt solche Baureihen-Überschneidungen. Es werden auch Unterschiede in Farbgebung etc. herausgestellt, die aus Herstellersicht keine eigenständigen Modellvarianten sind. Die beiden Klassifizierungen sollten nur im Zusammenhang verwendet werden, beide sind nicht fehlerfrei!
Bei späteren Umbauten wurden häufig die Merkmale vermischt. So existieren beispielsweise Exakta der Baureihe 2 mit abgerundeter Frontplatte, Exakta Junior mit 1/1000 s oder mit Plattenrückwand aber auch Nacht-Exakta ohne Seriennummer, diese wurde beim Umbau mit dem alten Objektivanschlussring entfernt.
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Hier noch eine persönliche, aber natürlich rein subjektive Empfehlung von Sammler zu Sammler, für das aus meiner Sicht beste deutschsprachige Magazin für Photographica und Fotogeschichte, die PhotoDeal.
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