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Für diesen Abschnitt habe ich umfangreiche Unterstützung mit Text- und Bildmaterial durch verschiedene Sammler erhalten. Besonderer Dank gilt Klaus Rademaker (Rheinberg), Heinz Schrauf (Solingen), Peter Beck (Düsseldorf), Dirk Seifert (Friedrichsdorf/Ts.), Dr. Mike Otto (Trier).
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1. Zur Geschichte
Nachdem Benno Thorsch der Eigentümer der Kamera-Werkstätten Guthe und Thorsch 1938 in die USA emigrieren musste, übernimmt der Amerikaner deutscher Abstammung Charles A. Noble den Betrieb. Dieser wird in Kamera-Werkstätten Charles A. Noble umbenannt. Der Firmensitz wird Niedersedlitz (1950 zu Dresden eingemeindet). Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1939 wird die Praktiflex, eine preiswerte einäugige Amateur-Spiegelreflexkamera für Kine-Film 24x36 vorgestellt. Die Praktiflex war weltweit als erste einäugige Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit einem Rückschwingspiegel ausgestattet. Ihre Entwicklung erfolgte ab 1937 noch unter Benno Thorsch und dem Konstrukteur Alois Hoheisel. Das Warenzeichen "Praktiflex" hat Charles A. Noble am 14.04.1939 angemeldet, mit dem Kriegsende ist es erloschen. Ein Patent zur Praktiflex war aber nicht existent. 1941 folgt ein Prototyp der Praktiflex II, die auf Grund der Rüstungsproduktion des Betriebes nicht mehr gefertigt werden kann. Rüstungsprodukte waren unter anderem Flugzeugfilter für die Askania-Werke Berlin-Friedenau. Die Firma wurde, im Gegensatz zu anderen Dresdner Fotofirmen ausländischer Eigentümer, während des Krieges trotz Rüstungsproduktion nicht unter deutsche Zwangsverwaltung gestellt.
1945 wird der Besitzer Charles A. Noble mit seinem Sohn John Noble von den sowjetischen Behörden in Dresden festgenommen. Charles kommt 1952 frei und geht in die USA, John wird zu 15 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt und muss bis 1955 im Gulag arbeiten. Die Firma war zu dieser Zeit auf Grund des Volksentscheides in Sachsen von 1946 längst enteignet worden.
Die Kamera-Werkstätten VEB Niedersedlitz nahmen bereits 1945 aus Material-Restbeständen die Produktion der Praktiflex im Rahmen von Reparationsleistungen für die Sowjetunion wieder auf. Ab 1946 wurden unter der Konstruktionsverantwortung von Siegfried Böhm Veränderungen an der Spiegelmechanik sowie am Verschluss vorgenommen. 1947 wurde parallel zum bisherigen M40x1-Anschluss der Objektivanschluss M42x1 in der Praktiflex eingeführt. Die Produktion des Nachfolgemodells Praktica begann im Jahr 1949, jetzt durchgehend mit dem Objektivanschluss M42x1.
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2. Die Praktiflex-Modellreihen
2.1. Prototypen
Bei der ersten Praktiflex mit gotischem Schriftzug, die auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1939 vorgestellt wurde, handelte es sich im Gegensatz zu Richard Hummels Angaben ("Spiegelreflexkameras aus Dresden", 1995) um einen Prototyp. Die Serienproduktion begann erst 1940 mit den Versionen 2 bzw. 3 (Schulz) bzw. 073 (Hummel).
Im Jahr 1941 erschien ein weiterer Prototyp auf der Leipziger Frühjahrsmesse, die Praktiflex II (Hummel 077). Durch ein zusätzliches Langzeitenwerk (1s bis 1/10s), eine kürzeste Verschlusszeit von 1/1000s, ein Vorlaufwerk (Selbstauslöser) und einen Blitzkontakt in der Bodenmutter sowie die veränderte Frontplattengestaltung war die Kamera gegenüber den bisherigen Modellen technisch deutlich aufgewertet worden. Zu einer Serienfertigung kam es durch die Auslastung des Betriebes mit Rüstungsproduktion nicht. Jeder andere Dresdner Kameraproduzent mit einem ausländischen Besitzer war zu diesem Zeitpunkt längst unter deutsche Zwangsverwaltung gestellt worden.
2.2. Die Serienkameras
2.2.1. Die 1. Praktiflex-Generation
Sie ist gekennzeichnet durch den Auslösestift auf der Deckkappe der Kamera und die einfache Umsetzung eines Rückschwenkspiegels. Der Konstrukteur war Alois Hoheisel.
- Gummituch Schlitzverschluss B, 1/20 (später 1/25) bis 1/500
- Auslöser auf Deckkappe
- Kopplung von Auslöser und Spiegelmechanik führte zu einer einfachen aber trägen Rückschwingspiegelfunktion
- keine serienmäßige Blitzsynchronisation
- Objektivanschlussring M40x1 (Auflagemaß 44,0mm)
- Klappbarer Lichtschacht mit Bildfeldlinse, Klapplupe und Sportsucher
- Bildzählwerk im Aufzugsknopf bzw. Zählwerkring unter dem Aufzugsknopf
- abnehmbare Rückwand
- Leichtmetallgehäuse.
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Tabelle 1: Klassifizierung der Praktiflex-Versionen der 1. Generation (1939-1948)
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1
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2
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3
|
4
|
5
|
6
|
7
|
8
|
9
|
10
|
11
|
12
|
13
|
Version
Schulz
|
Version
Bisschops
|
Version
Hummel
|
Serien-
nummern
|
Namens-
schild
|
Zeiten
|
Zählwerk
|
Aufzugs-
knopf
(AK)
|
Rück-
spul-
knopf
(RK)
|
Objektiv-
anschr.-
ring
|
Schraube
Zeiten-
knopf
|
Trage-
ösen
|
Bem.
|
1
|
I-1-a
|
072
|
-
|
“Praktiflex”
gotisch
|
B, 20, 50, 100, 200, 300, 500
|
im AK
(trichter-
förmig)
|
25 mm
|
24 mm
|
chrom
M40x1
|
geschlitzt
|
keine
|
Prototypen
|
2
|
I-1-b
|
073
|
-
|
“Praktiflex”
Schreib-
schrift
|
Prototypen
|
3
|
(1000?) /1100-2100 *)
|
B, 20, 30, 50, 75, 100, 200, 300, 500
|
Beginn Serie
|
4
|
I-2-a
|
074
|
2100-3800
|
5mm-Ring
unter AK
|
|
5
|
I-3-a
I-3-b
|
3,5mm-Ring
unter AK
|
21 mm
|
14 mm
|
teilweise farbig beledert
|
6
|
I-4-a
I-4-b
I-4-c
|
075
|
3800-8100
|
“Patent-
Klemmen”
|
teilweise farbig
lackiert/ beledert
|
7
|
-
|
gelocht
|
|
8
|
I-5-a
|
076
|
8100-36000
|
Ösen
|
|
9
|
-
|
schwarz
M40x1
|
geschlitzt
|
|
10
|
I-6-c
|
B, 25, 50, 75, 100, 200, 300, 500
|
gelocht
|
meist schwarz
lackiert und beledert
|
11
|
I-7-b
|
078
|
im AK
|
27 mm
|
17 mm
|
kein KW im Rückleder
|
- **)
|
- **)
|
- **)
|
“Praktica I”
Schreib-
schrift **)
|
12
|
-
|
078
|
“Praktiflex”
Schreib-
schrift
|
kein KW im Rückleder, aber Herstellergravur auf Lichtschacht- Rückwand
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Erklärungen:
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*)
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Im Netz sind 2016 Praktiflex der "Schulz-Version” 3 aufgetaucht, mit einer Serienummer 100X und 105X. Es handelt sich hier offenbar um keine Prototypen sondern um Serienmodelle. Es ist also möglich, dass die Nummerierung der Version 3 bei 1000 oder 1001 begonnen wurde und nicht wie bisher in der Literatur vermerkt, bei 1100.
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**)
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Bei der "Praktica I" handelt es sich um eine sehr kleine Stückzahl Praktiflex-Kameras der Version 11 (Hummel 078) mit aufgeschraubtem "Praktica I"-Schild (siehe unten).
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Spalte 1
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Klassifizierung nach Schulz, Alexander: Praktiflex aus den Kamera-Werkstätten Niedersedlitz-Dresden. Lindemanns Verlag
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Spalte 2
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Klassifizierung nach Bisshops, Jan: De Praktiflex een hernieuwde kennismaking. Photohistorisch Tijdschrift, 9. Jahrgang 1986, Ausgabe 1
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Spalte 3
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Klassifizierung nach Hummel, Richard: Spiegelreflexkameras aus Dresden. Edition Reintzsch Leipzig, 1995
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Spalte 4
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Grobeinteilung der Seriennummernbereiche
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Spalte 6
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Zeitenreihe der Kamera (Angaben in 1/X s, sowie B)
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Spalte 7
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Position des Filmzählwerkes (im Aufzugsknopf, unter dem Aufzugsknopf…)
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Spalte 8
|
Durchmesser des Aufzugsknopfes (ca.)
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Spalte 9
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Durchmesser des Rückspulknopfes (ca.)
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Spalte 10
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Beschaffenheit des M40x1-Objektivanschraubringes (spätere Umbauten möglich)
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Spalte 11
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Zentralschraube des Zeitenknopfes (geschlitzt/ gelocht)
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Spalte 12
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Vorhandensein von Trageösen bzw. “KW-Patent-Klemmen” am Kameragehäuse
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Spalte 13
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Bemerkungen
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Hinweise zu den Klassifizierungen: Die brauchbarste Einteilung für den Sammler ist zweifellos die Klassifizierung und das beste Praktiflex-Standardwerk von Dr. A. Schulz. Einen guten Gesamtüberblick über die Baureihen und das historische Umfeld vermittelt Richard Hummel, hier gibt es aber Ungereimtheiten in Bezug auf Produktionszeiten bzw. Stückzahlen. Die niederländische Zusammenstellung von Jan Bisshops geht teilweise von Werbeanzeigen oder Artikeln mit retuschierten Abbildungen aus, hier sind mehrere unsichere “Zwischenvarianten” enthalten und die M42-Versionen fehlen.
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Namensschilder
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Verwendung
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1. Generation,
Prototypen der Ver. 1
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1. Generation
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1. Generation,
innerhalb Versionen 10 bis 12
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1. Generation,
innerhalb Version 11
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nur 2. Generation
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nur 2. Generation
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2.2.1.1. Der Rückschwingspiegel
Die Praktiflex war 1939 als weltweit erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera, noch weit vor der ungarischen Gamma Duflex (1949) oder der japanischen Asahiflex IIB (1954), mit einem einfachen Rückschwingspiegel ausgestattet. Durch die mechanische Kopplung von Auslöser und Spiegelmechanik wurde bei Druck auf den Auslöser der Spiegel aus dem Strahlengang geschwenkt und nach Loslassen des Auslösers bewegte sich der Spiegel in seine Ausgangslage zurück. Diese einfache Konstruktion führte aber zu einer relativ trägen Spiegelbewegung, die bei sich schnell bewegenden Motiven zu Problemen führen konnte. In der heutigen Zeit kennen wir ähnliche Effekte durch die störende Auslöseverzögerung einer digitalen Kompaktkamera. Für die zweite Generation der Praktiflex wurde deshalb an Stelle der Kopplung von Auslöser und Spiegelmechanik, Wert auf einen schnellen Spiegelablauf und der damit gekoppelten Verschlussauslösung gelegt. Die damals noch langsame Rückschwingfunktion des Reflexspiegels musste der nunmehr schnelleren Auslösebereitschaft geopfert werden.
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2.2.1.2. Die Tragriemensicherung (“KW-Patent-Klemmen”) Im Jahr 1940 entwickelten die Kamera-Werkstätten Niedersedlitz spezielle Klemmen zur Befestigung des Trageriemens am Kameragehäuse der Praktiflex. Diese Befestigungsform erhielt ab 1940 Gebrauchsmusterschutz. (“Tragriemensicherung an Photographischen Kameras”, D.R.G.M. 1489276, beantragt am 20.4.1940 von den Kamera-Werkstätten Charles A. Noble, Niedersedlitz i. Sa., eingetragen am 8.7.1940, amtlich bekannt gemacht am 25.7.1940). In dem genannten Antrag zum Gebrauchsmusterschutz werden als besondere Vorteile dieser Art der Riemenbefestigung die Vermeidung von Beschädigungen des Kameragehäuses und die Vermeidung von Verdrehungen des Riemens angegeben. Da diese Klemmeinrichtung nur im Jahr 1940 Verwendung fand, kann man an Hand der Befestigungsmethode Rückschlüsse auf die Produktionszeit ziehen. Spätere Kamera-Versionen erhielten an das Leichtmetallgehäuse angegossene Ösen zur Riemenbefestigung.
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Zeichnungen der Tragriemensicherung im Antrag auf Gebrauchsmusterschutz (D.R.G.M. 1489276 vom 20.4.1940)
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Auszug aus der D.R.G.M.-Schrift Nr. 1489276 “Tragriemensicherung für photographische Kameras”:
“...
In der Zeichnung ist ein Trageriemen mit Lasche und der erfindungsgemässen Vorrichtung beispielsweise dargestellt und zwar zeigt
Abb. 1: einen Teil des Gehäuses mit Tragriemen
Abb. 2: eine Vorderansicht
Abb. 3: eine Seitenansicht mit Teilschnitt
Abb. 4: eine Rückansicht
Die Wirkungsweise ist folgende:
Durch Hinführen der Lasche 2 in den Knebel 5 und unter Verdrehen derselben, wird unter Einwirkung der Feder 4 stehende Hebel 3 in den Schlitz des Knebels 5 gedrückt und somit eine Sicherung nach allen Seiten herstellt. Nur durch Hochheben des Hebels 3 und Verdrehen der Lasche 2 wird ein Abnehmen des Tragriemens ermöglicht.
...”
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2.2.1.3. Die farbigen Varianten
Ebenfalls 1940 wurden kleine Stückzahlen von Praktiflex-Kameras farbig beledert (Tabelle 1: Version 5), später kamen auch farbige Lackierungen der normalerweise verchromten Metallteile hinzu (Tabelle 1: Version 6). Hierzu gehören auch die etwa 150 so genannten NS-Kameras (manchmal auch fälschlich als Wehrmachtskameras bezeichnet), die mit einem dunkelgrauen Kräusellack versehen und braun beledert worden waren. Die farbige Gestaltung wurde zunächst aus optischen Gründen praktiziert. Durch die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Materialversorgung in den späteren Kriegsjahren musste in dieser Zeit an Stelle der Verchromung eine schwarze Lackierung der Gehäuseteile durchgeführt werden (Tabelle 1: Version 10).
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2.2.2. Die 2. Praktiflex-Generation
Kennzeichnende Merkmale der 2. Generation unter dem Konstrukteur Siegfried Böhm sind der frontseitige Auslöseknopf, eine neue vereinfachte Zeitenreihe, die einteilige Deckkappe und die schnellere Spiegelmechanik ohne Rückschwingfunktion. Die Fertigung erfolgte ab 1946/1947. Ein auch durch die sowjetischen Besatzungskräfte geforderter größer dimensionierter Objektivanschluss (M42x1) wurde parallel zur Fertigung des bisherigen M40x1-Gewindes eingeführt. Erst das Nachfolgemodell Praktica wies ab 1949 durchgehend den neuen Anschluss M42x1 auf. Eine Praktiflex FX des Jahres 1953 ist übrigens kein Praktiflex-Modell sondern eine Exportvariante der Praktica FX für die USA.
Die Praktiflex der 2. Generation:
- verbesserter Gummituch Schlitzverschluss mit vereinfachter Zeitenreihe B, 1/25 bis 1/500
- Auslöser an Kamerafront
- einteilige Deckkappe mit integriertem Namenszug
- Verschlussauslösung erfolgte jetzt durch die Spiegelmechanik unter Verlust der Rückschwingspiegelfunktion
- keine serienmäßige Blitzsynchronisation
- Objektivanschlussring M40x1 (Auflagemaß 44,0mm), ab Ende 1947 parallel auch Objektivanschluss M42x1 (Auflagemaß 45,5mm)
- Klappbarer Lichtschacht mit Bildfeldlinse, Klapplupe und Sportsucher
- Bildzählwerk im Aufzugsknopf
- abnehmbare Rückwand
- Leichtmetallgehäuse.
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Tabelle 2: Klassifizierung der Praktiflex-Versionen der 2. Generation (1946/47-1949)
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1
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2
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3
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4
|
5
|
6
|
7
|
8
|
9
|
10
|
11
|
12
|
Version
Schulz
|
Version
Bisschops
|
Version
Hummel
|
Serien-
nummern
|
Namens-
schild
|
Zeiten
|
Zählwerk
|
Aufzugs-
knopf
(AK)
|
Rück-
spul-
knopf
(RK)
|
Objektiv-
anschraub-
ring
|
Filmfreigabe
beim
Rückspulen
|
Bem.
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13
|
II-1-a
|
-
|
36000-69000
|
“Praktiflex”
Schreib-
schrift
|
B, 25, 50, 100, 200, 500
|
im AK
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25 mm
|
16 mm
|
chrom
M40x1
|
Hebel
|
einteilige
Deckkappe
|
-
|
-
|
-
|
Knopf
|
14
|
-
|
-
|
“Praktiflex”-
Druck-
schrift
|
Hebel
|
15
|
II-2-a
|
079
|
Knopf
|
16
|
-
|
080
|
chrom
M42x1
|
Erklärungen:
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Spalte 1
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Klassifizierung nach Schulz, Alexander: Praktiflex aus den Kamera-Werkstätten Niedersedlitz-Dresden. Lindemanns Verlag
|
Spalte 2
|
Klassifizierung nach Bisshops, Jan: De Praktiflex een hernieuwde kennismaking. Photohistorisch Tijdschrift, 9. Jahrgang 1986, Ausgabe 1
|
Spalte 3
|
Klassifizierung nach Hummel, Richard: Spiegelreflexkameras aus Dresden. Edition Reintzsch Leipzig, 1995
|
Spalte 4
|
Grobeinteilung der Seriennummernbereiche
|
Spalte 6
|
Zeitenreihe der Kamera (Angaben in 1/X s, sowie B)
|
Spalte 7
|
Position des Filmzählwerkes (im Aufzugsknopf, unter dem Aufzugsknopf…)
|
Spalte 8
|
Durchmesser des Aufzugsknopfes (ca.)
|
Spalte 9
|
Durchmesser des Rückspulknopfes (ca.)
|
Spalte 10
|
Beschaffenheit des Objektivanschraubringes (spätere Umbauten möglich)
|
Spalte 11
|
Freigabe des Films vor dem Zurückspulen durch Hebel oder Druckknopf
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Spalte 12
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Bemerkungen
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Hinweise zu den Klassifizierungen: Die brauchbarste Einteilung für den Sammler ist zweifellos die Klassifizierung und das beste Praktiflex-Standardwerk von Dr. A. Schulz. Einen guten Gesamtüberblick über die Baureihen und das historische Umfeld vermittelt Richard Hummel, hier gibt es aber Ungereimtheiten in Bezug auf Produktionszeiten bzw. Stückzahlen. Die niederländische Zusammenstellung von Jan Bisshops geht teilweise von Werbeanzeigen oder Artikeln mit retuschierten Abbildungen aus, hier sind mehrere unsichere “Zwischenvarianten” enthalten und die M42-Versionen fehlen.
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Den Zubehörschuh dieser Praktiflex Version 6 könnte man in Verbindung mit einem Blitzanschluss bringen, hier wurde aber offenbar nur ein zusätzlicher Sucher aufgesteckt.
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2.3.2. Umbauten des Objektivanschlusses
Vielfach tauchen Kameras mit umgebauten Objektivanschlüssen auf, die häufigste Variante ist hierbei der nachträgliche Einbau eines M42-Anschlussringes. Es existieren aber auch Umbautem mit Exakta-Bajonett und diversen anderen Anschlüssen. Zur späten Praktiflex mit serienmäßigen M42x1-Gewinde gibt es wiederum Adapterringe zur Benutzung der alten M40x1-Objektive.
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Praktiflex Version 12 #35053 Umbau auf M42x1
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2.3.3. Weitere besondere Varianten
Von der Version 11 existieren eine sehr kleine Stückzahl Kameras mit aufgeschraubtem “Praktica I”-Schild an Stelle des üblichen Praktiflex-Schriftzuges. Diese Variante taucht vornehmlich in den USA auf. Über den Ursprung des Umbaues gibt es zahlreiche Spekulationen.
Eine recht wahrscheinliche Hypothese des Praktiflex-Sammlers Peter Beck zum Ursprung der Praktica I gebe ich an dieser Stelle wieder:
“Ein interessanter Sonderfall ist die Praktica I, ebenfalls aus USA. Hierbei handelt es sich um eine Nachkriegs-Praktiflex (Geh.-Nr. 22273, 24894, Obj.-Anschluß M40), deren Schreibschrift-Namenszug „Praktiflex“ recht dilettantisch weggeflext und dann mit einem neuen (aufgeschraubten) Schild „Praktica I“ versehen wurde. Wobei dieser Namenszug in der gleichen Schreibschrift wie der weggefräste Praktiflex-Schriftzug ausgeführt wurde. Außerdem wurde bei diesen Kameras auf der Rückseite der Deckkappe in Großbuchstaben „GERMANY“ eingekratzt. Die Art der Schilder und die ganze recht primitive Machart weisen deutlich auf die enge Verwandtschaft mit den neugelabelten Praktica FX hin. Vermutlich handelt es sich um Praktiflex-Gehäuse die eigentlich als Reparationsleistung an die UdSSR geliefert wurden, von dort gelangten sie wahrscheinlich zwecks Devisenbeschaffung in die USA. Dort wiederum wurden diese technisch bereits überholten Kameras – zudem noch mit dem alten Objektiv-Anschluß M40 ausgerüstet – von findigen US-Importeuren kurzerhand in der beschriebenen Art und Weise zur „Praktica I“ umfunktioniert und als „special offers“ auf dem amerikanischen Markt verkauft.
Das Ganze dürfte sich Anfang der 50er Jahre abgespielt haben, nachdem die ersten regulären Prakticas in die USA exportiert wurden. In diesem Fall würden Modelltyp und Gehäusenummer nichts über den tatsächlichen Verkaufszeitpunkt aussagen.
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- Praktiflex-Ausrüstung mit Gravur “M 309”
Eine Kamera der Version 8 (Hummel 076) mit der Seriennummer 8360 und verschiedene zur Ausrüstung gehörende Optiken sind mit der Gravur einer Inventarnummer “M 309” versehen. Als Besonderheit sind die verchromten Ösen zur Befestigung des Trageriemens anzusehen. Hier könnte es sich um eine militärisch genutzte Praktiflex handeln.
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- Praktiflex mit Filmformat 24x28 mm
Eine Kamera der Version 15 (Hummel 079) mit der Seriennummer 66170 wurde auf das Filmformat 24x28 mm modifiziert. Zu welchem Zweck und durch wen dieser Umbau durchgeführt wurde, ist unklar. Es handelt sich aber um ein Modell, das in die USA exportiert worden war.
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3. Die Wechseloptiken mit Praktiflex-M40x1-Anschluss (Auflagemaß 44,0mm)
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Berthiot, Paris:
- Flor 3,5/4 cm
- Flor 2,8/5 cm
- Flor 1,5/5,5 cm
- Flor 3,5/10 cm
- Tele 4,5/14,5 cm
Laack, Rathenow:
Ludwig, Weixdorf:
- Victar 3,5/5 cm
- Anastigmat Victar 2,9/5 cm
- Victar 2,9/5 cm
Meyer Görlitz
Oude, Delft
Schneider, Kreuznach:
- Xenar 3,5/5 cm
- Xenar 2,8/5 cm
- Xenon 2/5 cm
- Xenar 4,5/10,5 cm
Zeiss, Jena:
- Tessar 4,5/4 cm
- Tessar 3,5/5 cm
- Tessar 2,8/5 cm
- Biotar 2/5,8 cm
- Triotar 4/8,5 cm
- Triotar 4/13,5 cm
- Tele Tessar 6,3/25 cm
„no-name“-Optiken:
- Praktiflex Anastigmat 3,5/5 cm
- Praktiflex Anastigmat 2,9/5 cm
- Praktiflex Anastigmat 2,8/5 cm
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Preise für Praktiflex-Kameras je nach Objektiv-Ausstattung
(Preisliste 1939)
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Objektivausstattung
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Preis (Reichsmark)
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3-linsiger Anastigmat
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3,5/5 cm
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98
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3-linsiger Anastigmat
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2,9/5 cm
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110
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4-linsiger Anastigmat
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2,8/5 cm
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120
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Laack Dialytar
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3,5/5 cm
|
135
|
Schneider Xenar
|
3,5/5 cm
|
150
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Zeiss Tessar
|
3,5/5 cm
|
175
|
Schneider Xenar
|
2,8/5 cm
|
175
|
Zeiss Tessar
|
2,8/5 cm
|
195
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Schneider Xenon
|
2/5,8 cm
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220
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Zeiss Biotar
|
2/5,8 cm
|
290
|
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pneumatischer Fernauslöser mit spezieller Praktiflex-Anschraubglocke
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5. Produktionsstückzahlen und Bauzeiten
Richard Hummel gibt 1995 in seinem Buch "Spiegelreflexkameras aus Dresden" zu jeder Praktiflex-Version eine genaue Stückzahl und exakt abgegrenzte Produktionszeiträume an. Dies muss aus heutiger Sicht, auch weil zahlreiche Zwischenversionen überhaupt nicht aufgeführt und Prototypen als Serienkameras mit viel zu hohen Stückzahlen angegeben wurden, als reine Spekulation angesehen werden. Gleiches gilt ja auch für die Zahlen zu den frühen Exa-, Praktina- und Pentina-Modellen. Die Angaben von Hummel dienen allenfalls zu einer annähernden zeitlichen und quantitativen Einordnung.
Einige Versionen können aber dennoch bestimmten Bauzeiten grob zugeordnet werden.
Erste Generation (Seriennummernbereich etwa 1000-36000):
- Version 1 (Hummel 072): Prototypen 1939
- Version 2 (Hummel 073): Prototypen 1939
- Version 3 (Hummel 073): Beginn der Serienproduktion Ende 1939/Anfang 1940
- Version 6/7 (Hummel 075):1940
- Version 8: 1941/42
Der Beginn der Nachkriegsproduktion lässt sich nicht sicher einer Version zuordnen. Nach Richard Hummel wäre der Beginn der Nachkriegsproduktion etwa im Bereich der Version 10 (also innerhalb Hummel 076) zu finden, die Versionen 11 und 12 (also Hummel 078) wären dann in jedem Falle Nachkriegsproduktion. Es ist nicht möglich, allein an Hand der Merkmale der Kameras den Beginn der Nachkriegsproduktion zu erkennen, da gerade im Jahr 1945 vorhandene Teile aufgebraucht wurden und es dadurch zu einer Vermischung der Merkmale kam.
Zweite Generation (Seriennummernbereich etwa 36000-69000):
- Version 13: 1946/47
- Version 14-18: 1947-1949
Kennzeichnend für die gesamte Praktiflex-Reihe sind niedrige Produktionsstückzahlen, die insgesamt etwa 55000 bis 60000 Kameras erreichen.
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6. Weiterführende Literatur
- Bisshops, Jan: De Praktiflex een hernieuwde kennismaking. Photohistorisch Tijdschrift, 9. Jahrgang 1986, Ausgabe 1
- Ebner, Hellmut: Die Praktiflex. Monographien aus der deutschen Photo-Industrie. Photofreund, 19. Jahrgang 1939, Ausgabe 20
- Hummel, Richard: Spiegelreflexkameras aus Dresden. Edition Reintzsch Leipzig, 1995, ISBN 3-930846-01-2 oder 3-89506-127-1
- Rudolph, P. Gerhard: Varianten der Praktica und Praktiflex. PhotoDeal Nr. 23, Ausgabe IV/1998
- Schulz, Alexander: Praktiflex aus den Kamera-Werkstätten Niedersedlitz-Dresden. Lindemanns Verlag, ISBN 3-89506-231-6
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Hier noch eine persönliche, aber natürlich rein subjektive Empfehlung von Sammler zu Sammler, für das aus meiner Sicht beste deutschsprachige Magazin für Photographica und Fotogeschichte, die PhotoDeal.
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