Einen interessanten Einblick ins Innenleben und die Funktion einer fotografischen Kamera geben Schnittmodelle. Beim fachgerechten “Öffnen” eines Fotoapparates unter Erhalt aller mechanischen Funktionen lernt man sehr viel über den Aufbau des entsprechenden Kameramodells. Derartige Anschauungsobjekte wurden von je her in den Kamerafabriken geschaffen, um ihre Produkte dem technisch Interessierten einmal aus anderer Sicht präsentieren zu können. Sie befinden sich heute meist in der Hand von Privatsammlern. Einige Exa- und Exakta-Originalkameras (meist entstanden in der Ihagee-Lehrwerkstatt) sind zum Beispiel in dem Buch “Exakta Obscurities” von Gary Cullen und Klaus Rademaker (Exakta Obscurities, Seltsames und Seltenes. Gary Cullen 2001, ISBN 0-9689868-1-1) aufgeführt. Ein seltenerer Querschnitt einer Exakta VX 500 (unten abgebildet) sowie Schnittmodelle von Praktisix bis Praktica LB sind auch in den Technischen Sammlungen der Stadt Dresden zu besichtigen.
Für mich war der Startpunkt zum Aufschneiden einer Kamera, als ich eine Exa 500 in ziemlich schlechten Zustand erhielt. Diese Kamera erwies sich zum Fotografieren als ungeeignet, da die Verschlussvorhänge nicht ordentlich liefen. Auch für die Vitrine gab es für wenig Geld Besseres. So entschloss ich mich zu einer Öffnung des Gerätes und der Herstellung eines Schnitt- oder Funktionsmodells. Dabei unterstützte mich ein Dresdner Kameramechaniker mit Hinweisen zur “materialschonenden” Öffnung der Kamera. Diese Arbeit machte sehr viel Spaß und nachdem ich das erste Stück in den Händen hielt und die Bewegungsabläufe im Innern verfolgen konnte, war der Gedanke zum Ausbau dieses speziellen Hobbys naheliegend, so dass ich mehrere Exa 500 und Exa Ia zerlegte. Im Dezember 2002 traute ich mich auf Anraten von Sammlerfreund Klaus-Dieter Arnhardt auch an die Exakta heran. Die VX500 war die erste Exakta, die von mir aufgeschnitten wurde und es folgten die Varex IIa und verschiedene Objektive. Im Vordergrund stand dabei immer, so viel wie möglich von der Mechanik “freizulegen”, ohne auf irgend eine Kamerafunktion (mit Ausnahme des Fotografierens selbst) verzichten zu müssen. Bei einem meiner letzten Funktionsmodelle, einer Altix V, ist trotz offen gelegter Technik sogar das Fotografieren noch möglich.
|